95.000 betroffene Opel-Diesel: Der Dieselskandal bei Opel weitet sich aus. Nachdem vor wenigen Monaten Rückrufaktionen für Zafira, Cascada und Insignia vom Kraftfahrtbundesamt verkündet wurden, gibt nun eine große Razzia weiteren Anlass zu Spekulationen über eine massive Ausweitung des Skandals.
Am Montag, 15. Oktober 2018, haben Ermittler des LKA Hessen und der Staatsanwaltschaft Frankfurt an den Opel-Standorten in Rüsselsheim und Kaiserslautern im Rahmen einer Razzia Unterlagen beschlagnahmt. Wieder geht es um Autos der Schadstoffklasse 6, also PKW, die mit hochmoderneren und angeblich alternativlosen SRC-Technologie zur Abgasreinigung mit Harnstoff ausgerüstet sind. Erstmals geht es aber auch um Zafira, Cascada und Insignia aus den Jahren 2012, in denen die Technik noch nicht verwendet wurde. Auch der Astra wird mittlerweile in den Dieselskandal hineingezogen.
Auslöser der aktuellen Razzia sind Ermittlungen des Kraftfahrtbundesamtes, die wohl für einen Anfangsverdachts des Betruges wegen Inverkehrbringens von Dieselfahrzeugen mit manipulierter Abgas-Software ausreichen. Besonders bös‘ für Opel ist, dass die Ermittlungen weit zurückreichen und auch die Schadstoffklasse 5 erreichen, hier auch den Astra. Da geht es auch um Massemodelle wie den Opel Zafira Tourer. Hier wirft man Opel nicht die Verwendung eines nicht funktionierenden SCR-Systems vor, sondern konkret Manipulationen, um geforderte Grenzwerte erreichen zu können.
Direkt nach Bekanntwerden des VW-Skandals waren auch alle anderen bedeutenden Motoren-Hersteller überprüft worden. Opel hate dabei stets bestritten, Software manipuliert zu haben. Unter Umständen eintretende Abschaltungen der Abgasreinigung im Rahmen eines „thermischen Fensters“ seien nur dem Bauteileschutz zu verantworten: Das sei technisch notwendig und legal – ähnlich verteidigt sich auch die Daimler AG im Dieselskandal.
Ein Einspruch gegen den KBA-Rückrufbescheid wurde vom Verwaltungsgericht Schleswig abgewiesen.
Am 23. November berichtet der Hessische Rundfunk, dass das Kraftfahrtbundesamt nun auch die Massemodelle Astra und Corsa der schadstoffklasse 6 im Visier hat. Auch hier soll manipulierende Software verbaut worden sein. Hier mehr erfahren.
Die Ermittlungen könnten für Opel auch in Amerika hohe Wellen schlagen, denn die Dieselmotoren kamen auch in den USA bei zahlreichen Chevrolet-Modellen zum Einsatz. Das Kraftfahrbundesamt hat dazu den Chevrolet Cruz im Visier. Das Schwestermodell des Opel Astra erfüllt die Abgasnorm Euro 5 und lag bei Untersuchungen gut ein Zehnfaches über den erlaubten Grenzwerten.
Die Wiederaufnahme der Untersuchungen dürfte nun auch viele andere Hersteller treffen vom japanischen Nissan bis zum französischen Renault oder zum italienischen Fiat. Fast allen großen Produzenten wird die Verwendung von „Thermischen Fenstern“ zum Bauteileschutz als Manipulationsstrategie vorgeworfen.