Er ist das reumütige Gesicht des Volkswagen-Abgasskandals: Ex-Chef Winterkorn trat 2015 vor die Mikrophone und bekannte die Schuld des Konzerns im Abgasskandal. 2,7 Millionen Autos waren mit manipulierten Abgasanlagen ausgeliefert worden. Mehr als 5 Jahre später will Volkswagen zwei ehemalige Top-Manager zur Verantwortung ziehen und Schadenersatz fordern. Neben Winterkorn wird auch der damalige AUDI-Chef Stadler zur Kasse gebeten. Vorwurf: Die beiden ehemaligen Manager hätten bei der Aufklärung des Dieselskandals ihre Sorgfaltspflichten verletzt, erklärt der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns. "Aktienrechtlich Sorgfaltspflichtverletzungen“ wirft man Winterkorn und Stadler vor. Mit den Untersuchungen will man den Abgasskandal formal abschließen. Manager sind in aller Regel im Rahmen von Manager-Policen über D&O-Versicherungen abgesichert.
Es kann also davon ausgegangen werden, dass Stadler und Winterkorn eine noch vor Gericht auszuhandelnde Schadenersatzforderung nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen. Trotzdem ist die Klage ein Zeichen, das unter Umständen auch Verbrauchern in ihren Klagen gegen Volkswagen helfen könnte. Stadler und Winterkorn führten den Konzern nicht nur zu Zeiten die mittlerweile fast abgehandelten EA189-Motor, sondern sind auch letztendlich verantwortlich für die Entwicklung des Motors EA288, der im Mittelpunkt der zweiten Welle im VW-Abgasskandal steht! Traurig: VW unterscheidet immer noch zwischen Aktionärsschaden und Verbraucherschäden und misst mit zweierlei Maß. Auf der einen Seite gibt man sich alle Mühe, auf der anderen wird gemauert und vertuscht.
Konkret wird den beiden Managern nämlich nicht das Verhalten vorgeworfen, das den Abgasskandal überhaupt erst möglich gemacht hatte, sondern das fehlende oder falsche Engagement bei der anschließenden Aufklärung sowie zahlreiche Management- und Kontroll-Versäumnisse.
Der Aufsichtsrat unterstreicht, dass die im Oktober 2015 eingeleiteten Untersuchungen damit beendet seien. Für viele klagende Autobesitzer ist der Abgasskandal allerdings noch lange nicht vorbei und für den Konzern dürften sich die Ereignisse in den nächsten Tagen auch überschlagen -spätestens dann, wenn VW die ungeschwärzte Kommunikation mit dem KAB über den EA288 an die Deutsche Umwelthilfe übergeben mus. Auch die anstehende Entscheidung des EuGH zum Nutzungsersatz dürfe dem Konzern noch Bauchweh bereiten.