„Ist mein Auto offiziell betroffen?“ Experten der IG Dieselskandal mögen die im Abgasskandal häufig von Betroffenen gestellte Frage manchmal nicht mehr hören, insbesondere, wenn der Fokus zu sehr auf dem „Offiziell“ liegt.
Laut Experten sei ein PKW vom Dieselskandal betroffen und dementsprechend mit eindeutigem Sachmangel belegt, sobald überdurchschnittlich hohe Schadstoffwerte erreicht werden, oder wenn der konkrete Treibstoffverbrauch sichtbar höher liegt als im Prospekt versprochen wird.
Es ist dabei aber erstmal irrelevant, ob das KBA eine „offizielle“ Betroffenheit festgestellt hat oder nicht. Natürlich macht ein offizieller Rückruf das Verfahren einfacher, es gibt jedoch auch Mittel und Wege, die Betroffenheit eines Fahrzeuges nachzuweisen, wenn das jeweilige Auto nicht oder noch nicht im Fokus des KBAs liegt.
Die Kooperationsanwälte der IG Dieselskandal haben bereits diverse, vermeintlich unbetroffene Porsche, insbesondere Panamera, sowie Daimler GLK-Modelle im Beweisaufnahmeverfahren. Im Konkreten bedeutet dies, dass das Gericht Gutachter hinzuzieht, die kontrollieren sollen, ob die Software die im Rahmen der Zulassungsgenehmigung geforderten Grenzwerte nicht überschreitet. Werden sie überschritten, so liegt ein Sachmangel vor, der die Rückgabe des Autos zur Folge hat. In diesem Fall, so Experten, sei es völlig irrelevant, was ein KBA dazu zu sagen hat. Die einzige Ausnahme besteht darin, dass es Händlern oder Herstellern kurzfristig gelingt, die Regelkonformität des Autos durch qualifizierte Maßnahmen wiederherzustellen, was im Rahmen der zu setzenden Frist ausgeschlossen werden kann.
Am Landgericht Duisburg öffnet sich in einem aktuellen Fall zum Beispiel das Beweisaufnahmeverfahren für einen Skoda Octavia III. Dieser Typ ist seit 2013 mit einem EA288 Reihenmotor auf den Straßen unterwegs und nicht vom offiziellen VW-Dieselskandal um den EA189 betroffen. Der betroffene Fahrer ist aber fest davon überzeugt, dass sein Auto nicht der EU-Typgenehmigung entspricht, was jetzt durch ein Gutachten nachgewiesen werden soll.
Als Nachfolger des EA189 wird der Motor EA288 seit 2014 in der gesamten Modellpalette von VW und der Konzerntöchter für die 1,6 und 2,0 TDI Modelle verbaut. In den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war der Motor u. a. durch den Zulassungsstopp für den VW Bulli „T6“ im Dezember letzten Jahres gekommen.
Glauben wir Experten, so fängt für den EA288 der Dieselskandal gerade erst an.