Der Abgasskandal ist eigentlich kompliziert genug - warum jetzt also mit noch einem weiteren gesundheitsgefährdenden Stoff daherkommen? Ganz einfach: Weil es eigentlich unverständlich ist, dass im Abgasskandal derzeit um Stickoxide und Co2 verhandelt und gemaßregelt wird, statt sich über die wirklich bösen Sachen Gedanken zu machen, z.B. über PAK. Was bedeutet PAK?
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe - kurz PAK sind organische Verbindungen, die im Auto-Emissionsbereich als Bestandteile der Verallgemeinerung "Feinstaub" für dessen wirklich gefährlichen Untermieter sorgen. PAK werden spätestens seit 1989 insbesondere von Dieselmotoren produziert, nachweislich z.B. vom ersten TDI der Volkswagengeschichte: Dem 2,5 Liter Audi aus 1989. Die Turbodiesel-Technologie ist die Brutstätte für PAK. Das ist zwar bekannt, aber während die Feinstaubmenge für alle möglichen Berechnungen, Verbote und Maßregelungen herbeigezogen wird, interessiert sich bis heute kaum jemand für die toxische Feinbstaub-Rezeptur - also: Was steckt drin? Feinstaub scheint per se krebsgefährdend zu sein, ab einer bestimmten Menge in der Atemluft sowieso, aber dass die wirklich gefährlichen Bestandteile variieren können und in den Abgasen von Turbo-Dieseln vermehrt vorkommen, interessiert auf öffentlicher Ebene scheint's niemanden.
PAK sind natürlicher Bestandteil fossiler Brennstoffe wie Kohle und Erdöl, damit auch von Benzin und Diesel-Treibstoff. Man spricht allerdings nicht von einem natürlichen Vorkommen. PAK sind vielmehr Verbindungen, die durch Verarbeitung oder Verbrennung insbesonderen im Rahmen der Pyrolyse - also bei Verbrennungsprozessen ohnne Sauerstoff - entstehen. Teer z.B. fällt bei der Verkokung von Kohle an und ist seit 1984 bei der Produktion von Dachpappe und ähnlichen Prudukten verboten. Auch Holz darf seit diesem Jahr nicht mehr mit Teeröl behandelt werden, da von einer Krebsgefahr auszugehen ist und diese auch nachweisbar ist.
PAK sind die bösen Geister, die einem das Grillen und den Tabakgenuss vermiesen - als Nebenprodukt des Motorenbetriebes mag man schon gar nicht darüber reden - das wäre äußerst schlecht für's Geschäft, und so wird über einen Stoff, der eigentlich extrem bedenklich ist, in den Emissionsvermeidungsrichtlinien der Automobil-Entwicklung erst gar nicht geredet. In anderen - autofremden - Untersuchungen taucht das heute verteufelte Stickoxid als Auslöser von Lungenkrankheiten gar nicht auf und Stickoxide werden als das "geringere Übel" eingestuft.
PAK entstehen bei der unvollständige Verbrennung von organischem Material durch sogenannte Pyrolyse (z. B. Kohle, Heizöl, Kraftstoff, Holz, Tabak).
Die Giftigkeit der 16 EPA-PAK ist nachgewiesen, u.a. von der amerikanischen Bundesumweltbehörde EPA, die Namensgeber für die Gruppe der 16 bekanntesten PAK ist. Allgemein haben PAK eine große Bedeutung als Schadstoffe in der Umwelt. Sie treten nicht nur als Abfallprodukt der Pyrolyse auf, sondern werden z.B. als Weichmacher für Kunststoffe sogar industriell hergesellt. In der Gummiproduktion entstehend finden sich PAK auch in vielen Haushaltsgeräten, Werkzeugen und sonstigen Verbrauchsgütern. PAK setzen sich im Grundwasser ab, verbleiben in der Atemluft oder setzen sich ab. Für die Stiftung Warentest gilt schon das Ziehen eines Rollkoffers als Gesundheitsgefährdend, sodass ein solches Produkt mit "Mangelfaft" ausgezeichnet wurde.
In der Europäischen Union verbietet mit unmittelbarer Wirkung die Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 z.B. den übermäßigen Einsatz von Weichmacherölen bei der Produktion von Autoreifen und das Inverkehrbringen von Verbraucherprodukten und Bedarfsgegenständen mit Bestandteilen aus Kunststoff oder Gummi, die bei normalem oder vernünftigerweise zu erwartendem Gebrauch in längeren oder wiederholten direkten Kontakt zur Haut oder Mundhöhle kommen, dabei mehr als 1 mg/kg, bei Spielzeug und Babyartikeln 0,5 mg/kg eines der acht gelisteten PAK enthalten und nicht erstmals bis 27. Dezember 2015 in Verkehr gebracht waren.
Die Wirkung?
PAK entfetten die Haut, führen zu Hautentzündungen und können Hornhautschädigungen hervorrufen sowie die Atemwege, Augen und den Verdauungstrakt reizen. Einige PAK sind beim Menschen eindeutig krebserzeugend (z. B. Lungen-, Kehlkopf-, Hautkrebs sowie Magen- und Darmkrebs bzw. Blasenkrebs). Die Möglichkeit der Fruchtschädigung oder Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit besteht. So wird Benzopyren für Hautkrebs bei Schornsteinfegern verantwortlich gemacht. Dies ist als Berufskrankheit anerkannt.
PAK und der Dieselskandal
Erweitern wir doch mal die Geschichte und vergleichen Diesel der Vor-TDI-Zeit mit denen nach 1989. Bis dahin gab es den Selbstzünder als Vorkammer-Diesel. Einfach gesagt würde der Treibstoff für den Arbeitsgang aus der Vorkammer in die Brennkammer gedrückt, entzündete sich hier unter Druck..TDI bedeutet etwas ganz anderes, nämlich eine Hochdruck-Direkteinspritzung in den Brennraum. Hinzu kommt als PAK-Verursacher die sogenannte Schichtladung. Auf dem Weg des Kolbens nach unten im Arbeitstakt wird immer wieder Kraftstoff nachgespritzt. Das produziert Drehmoment. Mit zunehmender Drehzahl nähern sich Kolbengeschwindigkeit und Brenngeschwindigkeit aber immer mehr an, die Verbrennung wird immer unvollständiger, Rußbildung und PAK-Emission steigt überproportional.
Die Tatsache, dass immer die optimale Dieselmenge im Brennraum ist und auch für den besseren Drehmoment "vor- und nachgespritzt" wird, bedeutet unter bestimmten Voraussetzungen, dass der Treibstoff nicht komplett verbrennt und Partikel als Feinstaub in die Abgasreinigung geraten. Bis 2010 gab es keine Dieselpartikelfilter, die die entstehenden Feinstäube einfangen konnten.Paradox: Alte Diesel mit Vorkammersystem qualmen zwar deutlich sichtbar vor sich hin, die Inhaltsstoffe der Abgase sind aber weitaus ungefährlicher als die PAK in neuen Diesel-Motoren.
Paradox: von 1989 bis 2010 hatten wir eine Dieselgeneration auf der Straße, die emissionstechnisch zumindest nicht als Fortschritt bezeichnet werden sollte.Und ob der Dieselpartikelfilter (DPF) wirklich hochgiftige Feiinst-und Ultrafeinststäube ausfiltert, wird von den meisten Experten bezweifelt.
Thema Direkteinspritzung
Während früher Treibstof mechanisch in die Brennkammern von Diesel- und Benzinerfahrzeugen gesaugt und hier verdichtet sowie gezündet wurde, übernenimmt diese antriebswichtige Tätigkeit heute die Direkteinspritzung und die Zündelektronik. Heißt: Elektronik bemisst die notwendige Menge, und Mechanik sorgt für den Transport des Treibstoffs. Die Problematik ist, dass der Motor nicht immer das bekommt, was er braucht und u.U. Treibstoff vorrätig ist, obwohl gerade kein Verbrennungstakt abläuft - Folge: der eingespritzte Kraftstoff verbrennt nicht immer zu 100 % . Würde er zu 100 % verbrennen, dann hätten wir weder bei Diesel- noch bei Ottomotoren ein Feinstaub-Problem.
Fazit
Und warum jetzt dieses neue Thema? Ganz einfach: Die Erfahrung mit dem Dieseskandal lehrt uns, dass deutsche Ingenieure bei der Motorenentwicklung nicht immer Umwelt und Gesundheit priorisiert haben. Es gibt z.B. bei der Entwicklung der VW-Motoren EA189 und EA288 ausschließlich um die ingenieurstechnische Herausarbeitung von Verkaufsargumenten wie Durchzug, exakt zu bemessende Lebensdauer, Spritverbrauch, Fahrkomfort und einfache Handhabe.
Das sich BMW, VW und Mercedes zum Thema AdBlue abgesprochen haben, ist das typischste Beispiel dafür, dass es um Emissionsreduzierung eigentlich nicht ging, sondern darum, wie man Behörden und Verbracher möglichst geschickt austricksen kann. Also gehen wir mal davon aus, das Feinstaub sowie der Einfluss der Direkteinspritzung auf die Toxizität der Abgase schon bei der Entwicklung zumindest inoffizielle ein Thema war. Aber warum spielen die Inhaltsstoffe von Feinstäuben bei der Zulassung von Fahrzeugen keine Rolle? Hier liegt ein weiterer Beweis für komplettes Behördenversagen im Abgasskandal vor.
Es ist z.B. die Frage, was wirklich während der Regenerationsphasen von Diesel- oder Otto-Partikelfiltern passiert, weil Autos in diesen Momenten NICHT auf dem Prüfstand stehen und Frage ist auch, warum OnBord-Diagnosesysteme bis heute zwar Fehler anzeigen, aber keine Werte, obwohl das problemlos möglich wäre.
Ich schreibe das hier, weil mir die Unterlagen zu einer völligen Neubewertung des Abgasskandals mit Einbeziehung aller Benziner ab 2011 vorliegen, aber ich weder die Kraft, noch die Ressourcen habe, das alleine aufzuarbeiten und ich dringend Hilfe brauche.